POCSAG-Übertragungsstandard

POCSAG (Post Office Code Standard Advisory Group) ist ein Funkruf-Übertragungsstandard, der Ende der 70er Jahre entwickelt wurde. Er ist 1981 von der CCIR Standardisiert worden (Rec. 584) und wird auch als Radiopaging Code No.1 (RPC No.1) bezeichnet. Mit dem POCSAG-Standard wird aber lediglich die Übertragung definiert und nicht was auf der Anwendungsebene mit den Daten passiert.

In Deutschland hatte bis 2013 die Deutsche Telekom mit "Skyper" einen auf POCSAG-basierenden Nachrichtendienst. Daneben gab es noch eine ganze Reihe von weitere Anbieter, bzw. Diensten wie Quix oder Scall. In den Zeiten der SMS und Internet-Messanger-Diensten gab es aber im privaten Bereich kein Bedarf mehr und die Dienste wurden eingestellt. Neben der privaten Nutzung gab es aber auch kommerzielle, bzw. behördliche Nutzung. Letztere BOS-POCSAG-Dienste werden bis heute noch betrieben, zum Beispiel für die Alarmierung bei der freiwillgen Feuerwehr. Dort wird POCSAG sowohl im 2-m-Band als auch auf 70-cm-Band eingesetzt.

Modulation und Kodierung

Als Modulationsart wird FSK mit +/- 4,5 kHz Shift bei 25-kHz-Raster, bzw. +/-2,5 kHz bei 12,5-kHz-Raster verwendet. Der obere Träger representiert 0, der mit untere logisch 1. Die Übertragungsgeschwindigkeit beträgt 512 Baud, bzw. 1200 oder 2400 Baud (Super-POCSAG). Es werdern 32-Bit-Wörter übertragen, wobei 21 Bit für Informationen und 10 Bit für Error Correction vorgesehen sind. Diese Codewörter werden in Batches zusammengefasst. Ein Batch umfasst ein vorangestelltes Synchronwort (0x7CD215D8) und 16 nachfolgende Datenwörter mit der Zieladresse oder Daten. Leere Wörter werden mit einem Idle-Wort aufgefüllt (0x7A89C197). Es gibt zwei unterschiedliche Nachrichtenformate und zwar rein numerisch, die als ein 4-Bit-BCD gesendet werden oder alphanumerische Nachrichten, die als 7-Bit-ASCII übertragen werden. Die 7-Bit-ASCII-Übertragung ist eine Systemschwäche von POCSAG, denn durch diese Begrenzung sind in der Praxis Schwierigkeiten mit Sonderzeichen oder Umlauten natürlich vorprogrammiert. Damit müssen die Netze klarkommen, bzw. diese Zeichen entsprechend aufbereiten.

RIC

Jedem Funkrufempfänger - Pager genannt - wird in einem Funkrufnetz eine Identifikationsnummer zugeordnet. Diese Identifikationsnummer nennt man RIC (Radio Identification Code) und sie ist die Adresse des Funkrufempfängers im Netz. Es lassen sich auch mehrere Funkrufempfänger mit der gleichen RIC in einem Netz betreiben. Eine RIC ist siebenstellig.

Weiter gibt es noch zwei Zusatzbits, die die RIC ergänzen (0 bis 3). Diese werden unterschiedlich von den Pagern genutzt. Bei Skyper-Pagern wird mit diesen beiden Bits die Art der Meldung übertragen, wie Numerisch, Alphanumerisch oder Zeitübertragung. Bei den Meldeempfängern, wie den von Alphapoc, werden die beiden Bits für die Übertragung einer Subadresse (A bis D) genutzt. Diese sind dafür gedacht, Meldungen eine Priorität oder ein Status zuzuweisen, wie zum Beispiel: Einsatz, Alarm, Rückmeldung, Probealarm. Die Subadresse A hat dabei die niedrigste und D die höchste Priorität. Den Subadressen kann man bei den Meldeempfängern wie Alphapoc auch individuelle Alarmtöne zuordnen. Diese Funktion mit den vier Subadressen wird besonders im BOS-Bereich genutzt. Beim DAPNET werden persönliche Meldungen als Subadresse C und Rubrikmeldungen für die Meldeempfänger mit der Subadresse D gesendet.

Amateurfunk

Auch im Amateurfunk hat POCSAG-basierende Funkruf eine lange Tradition. Die für Funkruf festgelegte Frequenz ist im Amateurfunk 439,9875 MHz und die Übertragungsgeschwindigkeit beträgt hier 1200 Baud

Ausgesendet wird POCSAG über mehrere Timeslots um so in einer Region mehere Sender parallel zu betreiben, um so eine gute Indoor-Funkabdeckung erzielen zu können. Im Amateurfunk werden im für den Amateurfunkentwickeltem DAPNET 16 Timeslots genutzt. Daher ist es auch wichtig, dass die Sender über einen NTP-Server zeitsynchronisiert werden. Die Timeslots werden Hexadezimal bezeichnet also 0 bis 9 und A (10) bis F (16). Ein Zyklus dauert 102,4 Sekunden. Einem Sender können auch mehrere Timeslots zugewiesen werden. In der Regel sind dies bei einem Widerange-Sender vier bis sechs Timeslots. Bei lokalen Füllsendern oder lokalen Hotspots eben entsprechend weniger, je nach Reichweite. Bei der Einrichtung eines POCSAG-Senders ist also darauf zu achten, dass die Timeslots so gesetzt werden, dass benachbarte POCSAG-Sender nicht gestört werden.

Als RIC für den Funkempfänger wird bei Skyper Pagern die fest vorgegebene genutzt, die auf der Geräterückseite zu finden ist. Bei anderen Pagern nutzt man die DMR-ID und subtrahiert 600000. Die DMR ID 2623456 wird also z. B. zur RIC 2023456. Das hängt damit zusammen, dass der Adressraum für die RICs beschränkt ist.

Ein Hinweis noch bezüglich der Systemzeit im Pager. Beim Skyper wird die Zeit von Netz automatisch übernommen. Die Systemzeit ist dort UTC. Bei allen anderen Pagern muss man die Uhrzeit manuell setzen.

Da DAPNET ja mit verschiedenen Pager-Typen kompatibel sein muss, macht man hier in der Funktionalität Abstriche. So hat man festgelegt, dass Meldungen nur mit der Subadresse D ausgesendet werden. Bei Skyper-Pager werden die anderen Subadressen ja für die Art des Nachrichtentyps und nicht für die Nachrichten-Priorisierung genutzt. 

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