MeshCom 4.0
LoRa Radio Chat System

Wir möchten in Hamburg ein MeshCom-Netz aufbauen. Es wäre schön, wenn sich in Sachen MeshCom 4.0 mehr tun würde. Seit Sept. 2025 haben wir am Standort unserer Klubstation temporär ein MeshCom 4.0 Node/Gateway im Testbetrieb auf dafür vorgesehenen Frequenz 433,175 MHz. Das Rufzeichen lautet: DK0NDR-12. Langfristig ist geplant dauerhaft bei DB0FS ein solarbetriebenen Node auf dem Dach zu betreiben um die Reichweite zu erhöhen und für den Notfunk gerüstet zu sein. Auch bei DB0NDR soll ein Node/Gateway aufgebaut werden. Die Anträge bei der BNetzA sind bereits gestellt.
Der Testbetrieb bei DK0NDR-12 zeigt, dass man selbst in über 20 km Entfernung mit einer kleinen Antenne im Innenraum noch eine akzeptable Verbindung aufbauen kann. Zurzeit wird bei DK0NDR-12 der Bereich Nordost bis Südost versorgt. Mit DB0FS-12 und DB0NDR-12 werden wir in Zukunft also große Bereiche des Hamburger Stadtgebietes abdecken können. Wir suchen aber auch noch weitere Standorte für MeshCom-Repeater. Jede zusätzliche Station ist willkommen und hilfreich für den Netzausbau.
Grundlagen
MeshCom 4.0 ist ähnlich Meshtastic und basiert auch auf dem LoRa-Funksystem, ist aber ausschließlich für Funkamateure und deren spezifische Anforderungen entwickelt worden. Die Übertragung erfolgt im APRS-Format nach dem X.25-Protokoll. Mit MeshCom lassen sich daher Positions- und Wetterdaten, übermitteln sowie Kurznachrichten mit einer Länge von maximal 149 Zeichen übertragen.
Wer sich mehr über MeshCom 4.0 informieren möchte, dem seien folgende Web-Seiten empfohlen:
- MeshCom 4.0 Homepage: https://icssw.org/meshcom/
- DL-Nordwest: https://dl-nordwest.com/index.php/2024/12/08/meshcom-4-0-lora-datenfunknetzwerk-der-funkamateure/
- DARC OV N18: https://www.n18.de/index.php/2025/03/09/meshcom-4-0-dokumentation-v2-0/
- MeshCom Stationskarte: https://mcmap.oevsv.at/
Auf Telegram gibt es auch die sehr aktive Gruppe "MeshCom", wo einem schnell bei Problemen weitergeholfen wird.
Transceiver

Es gibt eine ganze Reihe von unterstützten sehr preiswerten LoRa-Transceivern. Verbreitet sind der T-LoRa T3 (ohne GPS) und der T-Beam (mit GPS und Akkufach, daher auch für Mobilbetrieb), beide vom Hersteller Lilygo. Mit dem T-Desk Plus gibt es auch einen Komplett-Transceiver mit Tastatur und Touch-Display für den Smart-Phone-unabhängigen Betrieb. Wir haben besonders gute Erfahrungen beim Empfang mit dem Transceiver WiFi LoRa 32 V3 von Heltec Automation gemacht die im Empfang sehr gut sind und auch etwas mehr Ausgangsleistung bieten. Es gibt auch eine neue Version V4, für die es aber zurzeit noch keine Firmware gibt. Die Firmware wird auch für weitere Transceiver angepasst.
Wichtig ist, dass es Modelle für den Frequenzbereich 433 MHz sind. Viele Modelle sind leider nur über Online-Shops in China erhältlich. Die Transceiver für den 433-MHz-Bereich ("T-Lora T3" und "T-Beam") und auch passende Gehäuse sind bei DM2HEY in seinem eBay-Shop direkt aus Deutschland beziehen: https://www.ebay.de/str/dm2hey
Wichtig ist zu wissen, dass die Transceiver empfindlich auf Störstrahlung von Schaltnetzteile reagieren. Daher die Empfehlung das Netzteil von der Transceiver-Antenne entfernt anzuordnen, gute USB-Netzteile zu verwenden (wir haben gute Erfahrungen mit denen von Anker gemacht) oder ggf. ein geschirmtes Netzteil mit Linear-Regler einzusetzen. Dies erhöht den Störabstand beim Empfang deutlich.
Zu beachten ist, dass die Resonanzfrequenz der sehr kurzen mitgelieferten Antennen häufig sogar außerhalb des Amateurfunkbandes liegt und durch die elektrische Verkürzung keine besonders gute Empfangsleistung bietet. Auch Antennen für den ISM-433-MHz-Bereich sind häufig nicht optimal. Empfehlenswert sind SMA-Aufschraubantennen aus dem Amateurfunkzubehör, wie zum Beispiel die NAGOYA NA-24 SMA Male mit 41 cm Länge (5/8 Lambda), die in der Praxis sehr gute Ergebnisse erzielt und die auch in Deutschland über viele Shops bezogen werden kann. Mit Fehlanpassung sollte man vorsichtig sein und im SWR-Bereich von 2 oder kleiner bleiben. Wir haben auch sehr gute Erfahrunge mit dem Betrieb von einfachen Dipolen ohne Balun gemacht. Diese erfordern kein Gegengewicht (was es bei den kleinen Geräten quasi nicht gibt) und lassen sich einfach aufbauen.
Firmware
Die Installation der Firmware ist sehr einfach über ein Web-Flasher (s. Abb. unten) möglich: https://esptool.oevsv.at/

Wenn die Firmware installiert ist kann man das Device auch via IP mit OTA (Other The Air Update) über einen Web-Browser aktualisieren.
Apps
Es gibt eine App für iOS/iPad OS (siehe Abb. unten) sowie auch für Android, mit der man umfangreich Einstellungen vornehmen kann und mit der sich auch Empfangparameter wie Feldstärke und Störabstand messen und durch Maßnahmen optimieren lässt. Da MeshCom ein System von Funkamateuren für Funkamateure ist, geht hier auf der technischen Ebene vieles, was man bei Meshtastic und MeshCore nicht einstellen oder abfragen kann.

Mit der App lassen sich natürlich auch Nachrichten lesen, schreiben und versenden und man kann Gruppen definieren, die man verfolgen möchte. Die App ist wirklich sehr schön gemacht. Es gibt auch die Möglichkeit über den integrierten Web-Server in den Devices zuzugreifen und zudem gibt es auch optional Desktop-Clients.
Praxis
Die Grenze des Empfang liegt bei einem Störabstand von -20 dB und bei Feldstärken größer als -120 dBm. Ein Störabstand von -15 dB sollten es aber für eine stabile Verbindung schon sein und mindestens -115 dBm Empfangsfeldstärke. So lassen sich auch mit einem an der Fensterbank aufgestelltem LoRa-Transceiver und relativ kurzer Antenne unter Umständen mit der Sendeleistung von 100 mW einige Kilometer überbrücken. Die Leistungsfähigkeit von LoRa ist schon beeindruckend.
Es gibt drei Arten von Nachrichten die sich versenden lassen und zwar:
- an alle (Eingabefeld Ziel leer lassen),
- an eine Gruppe (Gruppennummer eingeben),
- direkt an eine Station (Station mit SSID angeben).
Jede Station wird identifiziert über das Rufzeichen und einer nachgestellten SSID mit Bindestrich getrennt, so wie man das von APRS her kennt. "-12" symbolisiert in der Regel eine Station mit Gateway und aktivem Mesh, also zum Beispiel DK0NDR-12. Für reine Client-Stationen wird häufig die -11 oder - 99 genutzt, auf jeden Fall ist eine zweistellige Zahl üblich. Übrigens werden in der MeshCom-Übersichtskarte in der App und auch auf der im Internet Stationen mit Gateway-Funktion rot und andere blau gekennzeichnet.
Folgende Gruppen sind lokal von Interesse ...
- 262 Deutschland
- 2622 Hamburg/Schleswig-Holstein
- 26220 Hamburg Großraum
- 26221 Hamburg Stadtbereich
- 9 Lokal (ausschl. Messages über den HF-Weg
Es gibt noch viel mehr aber die werden im Moment eher noch selten genutzt. Primär findet Chat-Kommunikation lokal hier in Hamburg in der Chat-Gruppe 26221 statt. Wichtig ist, dass Meldungen nicht im Netz oder den Repeatern gespeichert werden. Man sollte also seinen eigenen Node möglichst durchgängig ohne Unterbrechung betreiben, damit keine Nachrichten verloren gehen.
Weiter hat man die Möglichkeit ein "Gateway" zum Internet zu aktiveren. Das sollte man aber nur tun, wenn man einen Node in exponierter Lage betreibt oder keine HF-Verbindung zu einem Node mit Mesh-Funktion hat, da mit aktiviertem Gateway sinnvollerweise der Gruppenfilter außer Kraft gesetzt wird, denn man möchte ja gewährleisten, dass alle Nachrichten ins Netz übermittelt werden. "Mesh" sollte man ausschließlich in exponierter Lage aktivieren.
Fragen gerne über Kontaktformular oder via MeshCom 4.0 an DL9DAK-12.